Das Unbewusste bei Jung

Anwendungen

Die von Carl Gustav Jung begründete „analytische Psychologie“, weist viele Ähnlichkeiten zur Freud’schen Psychoanalyse auf. Beide beschreiben die Möglichkeit der (Wieder-)Aufdeckung des Unbewussten durch die tiefenpsychologische Therapie. Eine Neuerung für die Theorie besteht in der Annahme eines „Kollektiven Unbewussten“ durch Jung. Dies steht zwar nicht im Widerspruch zu der Freud’schen Annahme von Inhalten des ES, die der Menschheit, weil angeboren, allgemein oder eben kollektiv wären – so u. a. die berühmten „Phallischen Symbole“. Im Gegensatz zu Freud aber sah Jung das kollektive Unbewusste gewissermaßen als Lagerstätte der Erfahrungen an, die die Menschheit parallel zu ihrer Evolutionierung verinnerlicht habe.

Im kollektiven Unbewussten manifestieren sich die von Jung 1919 beschriebenen Archetypen. Die bedeutendsten sind: Animus und Anima (das Bild des Männlichen und das Bild des Weiblichen), Schatten (negative, sozial unerwünschte, unterdrückte Züge der Persönlichkeit), sowie der alte Weise und die alte Weise. Hinzu kommen die Symbole des Selbst als umfassender Ausdruck der Ganzheit der Psyche. Archetypen sind eines jeden Individuums präexistente unbewusste Form von Urbildern, welche die Psyche determinieren. Ein Mensch taucht aus dem kollektiven Unbewussten auf und seine Subjektivität entsteht durch einen Prozess der progressiven Integration von Animus und Anima, den Jung als Individuation bezeichnete.

Jungs Konzeption des kollektiven Unbewussten sowie seine Erklärung der Archetypen als seine in ihm angesiedelten Urfiguren erweitern den Inhalt des Unbewussten um Elemente, die traditionell mythologischer bzw. religiöser Herkunft sind. Aufgrund dieser theoretischen Assimilation von Glaubensinhalten durch die Psychologie des Unbewussten hielt er es stets für notwendig, darauf hinzuweisen, dass er keine Aussagen religiöser Natur zu treffen beabsichtige, sondern sich lediglich als Psychologe äußere. Während Freud die Konstitution des Unbewussten tendenziell eher biographisch, durch Urverdrängung in der Ontogenese des Individuums zu begründen sucht und der Annahme ererbter Inhalte eher skeptisch gegenübersteht, ist es nach Jung geradezu geprägt durch phylogenetische Erfahrung. Ein bedeutsames Mittelglied zwischen beiden Auffassungen bieten – neben der genannten Urverdrängung und dem Ödipuskomplex – Freud´sche Begriffsprägungen wie Urphantasie oder Urszene, in denen zentrale Erlebnisinhalte der psychosexuellen Entwicklung im Rahmen der Triebtheorie zu überindividuellen, phylogenetisch verankerten Konstanten des Unbewussten erklärt werden. Als solchen ist ihre Wirksamkeit im (ererbten) Triebleben begründet und daher vorrangig und unabhängig von konkreten Ereignissen der Lebensgeschichte zu betrachten. Im Gegensatz zu Freud umfasst das Unbewusste bei Jung jedoch auch Inhalte nicht-triebhafter (verdrängter oder abgewehrter) Natur.

(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Das_Unbewusste, 01.09.2014)